Mitte des 17. Jahrhunderts benutzte der päpstliche Gesandte Fabio Ghigi (der spätere Papst Alexander VII), nachdem er in „Wittlerbaum“ übernachtet hatte, die Wegeverbindung „Böckenhorst“ aus dem Süden kommend in Richtung Münster, um an den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden 1648 teilzunehmen.
Bei dem Weg „Böckenhorst“ handelte es sich um die über Münster führende Haupt-Nordsüd-Verkehrsachse. Am Beginn des 20. Jahrhundert wurde auf Höhe des heutigen Reiterhofes Schwenken eine Abzweigung Richtung Amelsbüren-Dorfmitte gebaut. Im Anschluss daran wurde der Weg nur noch als Wirtschaftsweg genutzt. Er verwandelte sich in eine Strecke mit verschlammten Löchern und tiefem Morast, die nur noch von Reitern und gelegentlich von Fahrzeugen der Land- und Forstwirtschaft benutzt wurde. Von der Verwaltung der Stadt Münster wurde der Weg in das offizielle Reitwegenetz übernommen. Fußgänger konnten ihn nur noch nach einer längeren Trockenperiode begehen.
Ende 1980 bemühte sich der damalige Bezirksvertreter Herr Wilhelm Lütke Kappenberg, den Wegabschnitt zu sanieren; der letzte Abschnitt eines Rundwander-weges um Amelsbüren sollte saniert werden. Die Bemühungen blieben erfolglos.
In der zweiten Hälfte der ersten Dekade des neuen Jahrtausend wurde von einer Ruheständler-Gruppe, die die Aufgabe übernommen hatte, den Dorfplatz zu
pflegen (sog. Dorfplatzpfleger) erneut eine Initiative ergriffen, die Wanderwegesituation in Amelsbüren zu verbessern. Das Fehlen von Sitzbänken, Rad- und
Fußwegen wurde beklagt. In Eigenleistung wurde das sog. Bahnpättken hergerichtet. Der Zustand des Buschpättkens (Abschnitt des offiziellen Wanderweges X
14) wurde verbessert. Auch der Wegabschnitt „Böckenhorst“ sollte instandgesetzt werden. Am 29.06.2009 wurde ein Antrag nach §24 der Gemeindeordnung
NRW gestellt. U. a. sollte geprüft werden, „wie erreicht werden kann, dass der Feld- und Reitweg „Böckenhorst-Süd“ mit seiner südlichen Einmündung in die
Davensberger Str. (Anm., gemeint ist die Davertstraße) so ausgebaut wird, dass weiterhin, Reiter, aber auch Fußgänger, hier ganz besonders unsere Neubürger
aus dem unmittelbar angrenzenden Neubaugebiet, „Amelsbüren Süd“, diesen wunderbaren Naturweg, auch als Teil eines Rundweges um Amelsbüren, benutzen
können?“ In dem Schreiben 29.03.2010 hat der Oberbürgermeister der Stadt Münster, Herr Markus Lewe, den Dorfplatzpflegern (Seniorengruppe) mitgeteilt, dass die Herrichtung des Weges grundsätzlich befürwortet wird. Bei dem überwiegenden Teil der auszubauenden Fläche handele es sich jedoch um eine ungebuchte Fläche, d. h. im Grundbuch sei kein Eigentümer vermerkt. Die Stadt Münster sei derzeit bemüht, diese Flächen in das städtische Eigentum zu bringen. Um Geduld bis zum Abschluss des Verfahrens wird gebeten.
Zwischenzeitlich ist im Januar 2011 der Kulturverein Amelsbüren e. V. (KvA) gegründet worden. Der Verein hat das Anliegen, den Weg „Böckenhorst-Süd“ zu
sanieren, übernommen und weitergeführt.
Am 26.09.2011 hat das Amt für Grünflächen und Umweltschutz dem Vorstand des KvA mitgeteilt, dass die Stadt Münster zwischenzeitlich Eigentümerin der vormals ungebuchten Wegparzelle geworden ist, die Eintragung sei am 29.06.2011 erfolgt. Für die Sanierungsarbeiten sei im städtischen Haushalt ein Betrag von 40.000,00 € vorgesehen. Der Geldbetrag war zunächst für das Haushaltsjahr 2013 eingeplant. Da die Sanierungsarbeiten unter dem ehrenamtlichen Einsatz der Amelsbürener Bürger zügig durchgeführt werden sollten, wurde die veranschlagte Bausumme auf das Haushaltsjahr 2012 vorgezogen. Bei der Verwirklichung des Projektes stellten sich jedoch Schwierigkeiten mit den Anliegern des Weges ein. Wegen der langwierigen weiteren Vorbereitungsarbeiten und Verhandlungen sind die zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel aufgrund des Einsatzes der Politik wiederum auf das Haushaltsjahr 2013 übertragen worden.
Unter Leitung und Vermittlung des Bezirksbürgermeisters Herrn Joachim Schmidt und des Leiters der Bezirksverwaltung Herrn Dieter Tüns sind mehrere
Besprechungen durchgeführt worden. Im April 2012 fand ein Ortstermin in Anwesenheit mehrerer Vertreter der Stadt Münster (Ordnungsamt, Planungsamt, Grünflächenamt), der Polizei Münster und des Kulturvereins zur Abklärung der Verkehrssicherheitsfragen statt.
Nach dem im April 2012 durchgeführten Ortstermin haben die Anlieger angeboten, den Weg in eigener Regie herzurichten. Das Ergebnis der Arbeiten war nicht nur aus der Sicht des Kulturvereins unbefriedigend.
In einem umfangreichen Schriftverkehr, in dem die wechselseitigen Argumente ausgetauscht wurden, haben die Entscheidungsträger der Verwaltung der Stadt
Münster bezüglich der Herrichtung des Wegabschnittes Böckenhorst eine erneute politische Willensbildung gefordert. Mit diesem Sachverhalt hat sich im Weiteren die CDU Ortsunion Amelsbüren befasst. Am 08.03.2013 hat die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Münster-Hiltrup den Antrag gestellt:
„Wiederherstellung der Wegeverbindung Böckenhorst jetzt möglich machen“
Eine am 20.06.2013 an die Bezirksvertretung Münster-Hiltrup gerichtete Stellungnahme des Grünflächenamtes der Stadtverwaltung Münster enthält u. a. folgendes: „Eine weitere Ausbesserung des Weges kann aus der Sicht der Verwaltung erfolgen, wenn grundlegende Einigkeit im nachbarschaftlichen Konsens herbeigeführt werden kann und die Herstellung in Analogie zum „innovativen Radwegebau“ durch den Kulturverein erfolgt. Für die Maßnahme stehen
Haushaltsausgabereste in Höhe von 37.431,23 € im Finanzplan 1301 zur Verfügung.“
In der Folgezeit kritisierten die Anlieger in der örtlichen Presse (siehe WN vom 06.07.2013) das Sanierungsvorhaben des Wegabschnittes „Böckenhorst-Süd“ und
die politischen Entscheidungsträger. Daraufhin hat auf Einladung des Herrn Bezirksbürgermeister Schmidt und des Leiters der Bezirksverwaltung Herr Tüns in den
Räumen der Bezirksverwaltung Hiltrup zwischen den Parteien und Vertretern der Stadtverwaltung am 14.08.2013 ein vermittelndes Gespräch stattgefunden.
Nachdem Herr Tüns die Bezirksvertretung Hiltrup in der öffentlichen Sitzung vom 12.09.2013 über das am 14.08.13 geführte Gespräch informiert hatte, wurde
verabredet, „die Wegesanierung des Wirtschaftsweges durch den Kulturverein Amelsbüren auf der Basis einer Vereinbarung zwischen der Stadt und dem Verein
nach dem „innovativen Radwegebau“ mit Hartkalksteinschotter durchführen zu lassen. Etwa ein Drittel der Wegbreite solle zusätzlich mit Sand als Retweg-
trasse angedeckt werden. Der Kulturverein werde anschließend eine Vertragsvereinbarung mit dem geplanten Wegebauquerschnitt erhalten. Herr Bezirksbürger-
meister Schmidt ließ über den Vorschlag abstimmen. Die Bezirksvertretung beschloss einstimmig, so zu verfahren“.
Am 07.10.2013 haben die Vorsitzenden des Kulturvereins die vertraglich fixierte Vereinbarung zwischen der Stadt Münster einerseits und dem Kulturverein
Amelsbüren e. V. andererseits unterschrieben.
Im Anschluss wurde von Herrn Diplom-Ingenieur Freimut Suhre, Mitbegründer der Ingenieurgesellschaft mbH nts, Münster-Hiltrup, Hansestraße 63 und Mitglied
des Kulturvereins, eine Ausschreibung über die Wegebauarbeiten erstellt und an fünf Baufirmen versandt. Die Fa. Schulze Tertilt GmbH, Everswinkel,
hat das günstigste Angebot abgegeben und den Zuschlag erhalten. Mit Schreiben vom 16.12.2013 wurden die Anlieger darüber informiert, dass mit den Arbeiten, die nach den Vorgaben der Stadtverwaltung erfolgen, je nach Witterungslage Anfang 2014 begonnen wird.
In der ersten Woche 2014 haben Amelsbürener Bürger unter der Leitung von Richard Vennemann im ehrenamtlichen Einsatz damit begonnen, das Lichtraumprofil
der Wegetrasse freizuschneiden.
Der Weg wurde Ende Februar 2014 fertiggestellt; die Niederschrift über die förmliche Schlussabnahme wurde vom Vorsitzenden des Kulturvereins am 27.02.2014
unterschrieben. Am 25. April 2014 wurde der sanierte Wegabschnitt durch Herrn Bezirksbürgermeister Joachim Schmidt in Anwesenheit der Presse, Vertreten der Politik und des Vorstandes des Kulturvereins eröffnet und der Öffentlichkeit übergeben.
Der historische Ablauf der Sanierung des Wegabschnittes "Böckenhorst-Süd" wurde anhand der vorliegenden Schriftstücke und Zeitungsartikel von Hermann Weber zusammengefasst.
ursprünglicher Zustand
ursprünglicher Zustand
Durchführung der Eigenleistungen
Durchführungen der Eigenleistungen
fertiggestellter Geh-, Rad- und Reitweg "Böckenhorst-Süd"
fertiggestellter Geh-, Rad- und Reitweg "Böckenhorst-Süd"
Hinweisschild zur Benutzung des Weges